Biermann-Vorlesungen 2022: Einblicke in die Geschichte und die Dynamik der Milchstraße

Von Prof. Dr. Amina Helmi (Astronomisches Kapteyn-Institut, Groningen).

3. Mai 2022

Archäologen auf der Erde suchen nach Fossilien – genau wie Astronomen bei der galaktischen Archäologie. Deren Fossilien jedoch sind Sterne, Sternsysteme und andere große Strukturen in unserer Milchstraße, die von dem, was vor Milliarden von Jahren in unserer Heimatgalaxie geschah, noch Spuren enthalten. In den diesjährigen Biermann-Vorlesungen wird Professorin Amina Helmi vom Kapteyn Astronomical Institute in Groningen vorstellen, wie sie Theorie, Computersimulationen und Beobachtungskampagnen kombiniert, um die Geschichte der Galaxien und insbesondere der Milchstraße zu untersuchen.

Die hierarchische Entstehungsgeschichte von Galaxien hinterlässt Spuren in ihrer dynamischen und chemischen Struktur, die in groß angelegten Beobachtungskampagnen nachverfolgt werden können. Professor Amina Helmi ist eine der weltweit führenden Forscherinnen auf dem Gebiet der galaktischen Archäologie. Sie hat große Datensätze aus Gaia und anderen Durchmusterungen in Kombination mit numerischen Simulationen verwendet, um die Geschichte der Milchstraße im Detail zu rekonstruieren.

Insbesondere entdeckte Helmi 2018 – als die ersten Gaia-Messungen der Bewegungen von Sternen verfügbar wurden – dass eine ziemlich große Galaxie, Gaia Enceladus genannt, vor etwa 10 Milliarden Jahren mit unserer Milchstraße verschmolz. Der innere Halo unserer Galaxie enthält noch viele Überreste dieser lange zurückliegenden Kollision. Indem sie diese Beobachtungen mit theoretischen Berechnungen auf leistungsstarken Supercomputern kombinierte, zeigte sie, wie die Verschmelzung zu Veränderungen führte in der Dynamik der Galaxie und zu Strukturen, die wir heute sehen, wie der dicken Scheibe. Neben dieser großen Verschmelzung gab es auch viele kleinere Galaxien, die im Laufe der Zeit mit der Milchstraße verschmolzen, was mit kosmologischen Simulationen der Strukturentstehung übereinstimmt.

Prof. Helmi promovierte im Jahr 2000 in Astronomie an der Universität Leiden bei Tim de Zeeuw und Simon White. Nach Postdoc-Stipendien an der Universität von La Plata, am Max-Planck-Institut für Astrophysik und an der Universität Utrecht wurde sie 2003 Professorin an der Universität Groningen. Sie hat zahlreiche renommierte Preise und Forschungsstipendien erhalten, darunter den Christiaan-Huygens-Preis der Königlich Niederländischen Akademie der Künste und Wissenschaften (KNAW) für ihre hervorragende Doktorarbeit und den Spinoza-Preis der Niederländischen Organisation für wissenschaftliche Forschung (NWO) im Jahr 2019. Außerdem hat sie mehrere wichtige internationale Stipendien und Preise erhalten, zuletzt den Dirk Brouwer Career Award der AAS.

 

Titel: Insights on the Milky Way’s history and dynamics

Alle Vorlesungen finden im Großen Seminarraum E.0.11 des MPA statt. 15 Minuten vor Beginn gibt es Tee, Kaffee und Kekse. 

Montag, 4. Juli, 15:30 

The Milky Way in context

Freitag, 15. Juli, 15:30

Milky Way’s early history

Mittwoch, 20. Juli, 15:30

Dynamics and the dark matter halo of the Milky Way

 

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