Otto-Hahn-Medaille für Oliver Zier
Der ehemalige MPA-Doktorand Oliver Zier erhielt dieses Jahr auf der Jahresversammlung der Max-Planck-Gesellschaft in Berlin eine der Otto-Hahn-Medaillen. Der Auszeichnung wird verliehen für die Entwicklung neuartiger numerischer Techniken, die die Simulation rotationsunterstützter, kalter, magnetisierter astrophysikalischer Scheiben ermöglichen.
Rotationsgestützte, kalte Gasscheiben spielen in der Astrophysik eine zentrale Rolle. Sie entstehen auf natürliche Weise aus der unerbittlichen Anziehungskraft der Schwerkraft in Kombination mit der Erhaltung des Drehimpulses, wenn es in den Baryonen dissipative Prozesse gibt, die zu protoplanetaren Scheiben, Akkretionsscheiben auf Schwarze Löchern, oder zu großen, sternbildenden galaktischen Scheiben führen, nur um die bekanntesten Beispiele zu nennen. Um die nichtlineare Physik in solchen Scheiben zu untersuchen, sind numerische Simulationen erforderlich, die jedoch mit erheblichen technischen und physikalischen Herausforderungen verbunden sind. In seiner Dissertation hat Oliver Zier neuartige numerische Techniken entwickelt, die es erstmals ermöglichen, magnetisierte Scheiben mit einem frei beweglichen, völlig unstrukturierten und automatisch adaptiven Gitter genau zu simulieren. Seine neuen Methoden ermöglichen Simulationen globaler Scheiben, die über Hunderte von Umläufen die magnetische Rotationsinstabilität und gravitationsgetriebene Turbulenz aufrechterhalten sowie gleichzeitig lokalen gravitativen Kollaps bis zu sehr hohem Dichtekontrast verfolgen können. Dies ist ein bedeutender Schritt hin zu physikalisch zuverlässigeren numerischen Modellen astrophysikalischer Scheiben.
Nach seinem Grundstudium der Physik und Informatik an der Universität Bayreuth absolvierte Oliver Zier einen Master of Science in theoretischer und mathematischer Physik an der Ludwig-Maximilians-Universität München. Anschließend kam er 2019 an das Max-Planck-Institut für Astrophysik, um dort seine Doktorarbeit zu verfassen, die er Anfang 2023 mit einer Arbeit zum Thema „Taming rotationly supported disks using state of the art numerical methods“ abschloss. Seit Herbst 2023 arbeitet er als Postdoc am Massachusetts Institute of Technology, USA.
Seit 1978 zeichnet die Max-Planck-Gesellschaft jedes Jahr junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler für herausragende wissenschaftliche Leistungen, die sie in der Regel im Zusammenhang mit ihrer Doktorarbeit erbracht haben, mit der Otto-Hahn-Medaille aus. Diese ist mit einem Anerkennungsbetrag von 7500 Euro verbunden. Durch die Preisverleihung sollen besonders begabte Nachwuchswissenschaftler zu einer späteren Hochschul- oder Forscherkarriere motiviert werden.