Beschwingt zum Kern der Sterne

Benard Nsamba erhält prestigeträchtige Förderung, um Sterne zu erforschen und Jugendliche in Uganda zu inspirieren

23. August 2021

Der MPA-Wissenschaftler Dr. Benard Nsamba erhält für bis zu fünf Jahre das renommierte Branco-Weiss-Fellowship der ETH Zürich. In seiner Forschung wird er Sternmodelle mit photometrischen und asteroseismologischen Beobachtungen von Sternen kombinieren, um den Einfluss der Physik im Innern der Sterne auf die Beschaffenheit und Größe ihrer Kerne zu untersuchen. Darüber hinaus wird er die Astronomie nutzen, das Interesse ugandischer Schüler an der Wissenschaft zu wecken.

Am 23. August 2021 gab die „Branco Weiss Fellowship – Society in Science“ bekannt, dass Dr. Benard Nsamba vom Max-Planck-Institut für Astrophysik (MPA) in Garching nach einer großen, globalen Rekrutierung als einer von acht neuen Stipendiaten ausgewählt wurde. Die Förderung gibt Benard Nsamba bis zu fünf Jahre völlige akademische Freiheit, um an einer beliebigen Einrichtung in der Welt interdisziplinäre Forschung zu betreiben. Als Branco-Weiss-Fellow wird Benard Nsamba stellare Beobachtungen wie seismische Daten von Weltraummissionen mit Daten zu stellaren Leuchtkräften und spektroskopischen Daten kombinieren, um enge Grenzen an Sternmodelle zu legen. Diese Technik bietet einen Weg zu einer umfassenden Erforschung der inneren Struktur von Sternen.

Die Asteroseismologie, d.h. die Untersuchung stellarer Schwingungen, hat sich als vielversprechender Weg erwiesen, um detaillierte Informationen über die Struktur und Physik in Innern von Sternen zu gewinnen. Dank der Fortschritte bei der Erforschung von Exoplaneten stehen inzwischen auch hochwertige photometrische Daten über deren Sterne zur Verfügung, die von Weltraummissionen wie dem von Frankreich geleiteten CoRoT-Satelliten, dem Kepler-Weltraumteleskop der NASA und seit kurzem auch vom NASA-Teleskop TESS stammen. Diese seismischen Informationen können mit „klassischen“ Daten kombiniert werden, um Sternmodelle einzuschränken und die Auswirkungen der Physik im Sterninnern zu erforschen.

Ein besonderer Forschungsschwerpunkt von Benard Nsamba ist die Beschaffenheit und Größe der Kerne von Sternen und wie diese durch konvektiven Kernüberschwang, Rotation, Vermischung schwerer Elemente und atomare Diffusion beeinflusst werden. Der Abgleich stellarer Beobachtungsdaten mit Modellen der Sternentwicklung erfordert Fähigkeiten in der Analyse photometrischer/astereoseismischer Daten, der spektroskopischen Analyse sowie der stellaren Modellierung. Das Projekt von Benard Nsamba wird nicht nur einen Beitrag zu den Theorien der Sternstruktur, der Sterndynamik und der Sternentwicklung leisten, sondern auch eine wichtige Rolle bei den laufenden Vorbereitungsarbeiten für die ESA-Mission PLATO (PLAnetary Transits and Oscillations of Stars) spielen, bei der es um die genaue Charakterisierung von Sternen geht, um die Exoplaneten kreisen.

Zusätzlich zu seiner wissenschaftlichen Erforschung des Sterninnersten wird Benard Nsamba die Astronomie als Möglichkeit nutzen, Schüler für die MINT-Fächer (Mathematik, Ingenieurwesen, Naturwissenschaft und Technologie) zu wecken und sie zu ermutigen und zu motivieren, eine wissenschaftliche Laufbahn einzuschlagen. Die Astronomie gilt als inspirierendes, attraktives Fach und ist ein hervorragendes Instrument, um jungen Schülern auch in Afrika wissenschaftliche Kenntnisse zu vermitteln.

Benard Nsamba interessierte sich schon früh in seinem Studium für die Astronomie im Allgemeinen und für Sterne im Besonderen, wobei er sich in seiner Bachelorarbeit mit der Konstruktion von Linsenteleskopen und in seiner Masterarbeit mit dem Massenverlust in roten Riesensternen befasste. Nach seinem Physikstudium an der Mbarara University of Science and Technology (MUST) in Uganda promovierte Benard Nsamba 2019 am Institut für Astrophysik und Weltraumwissenschaften (IA) der Universität Porto in Portugal über die Asteroseismologie sonnenähnlicher Sterne. Seit 2020 arbeitet er als Alexander von Humboldt-Stipendiat in der Sterneentwicklungsgruppe am MPA.

„Die Asteroseismologie – oder umgangssprachlich Sternbeben – sind ein sehr spannender Weg, um Informationen aus dem Inneren von Sternen zu erhalten, die unserer Sonne ähnlich sind“, führt Selma de Mink aus, Direktorin für stellare Astrophysik am MPA. „Es ist eine große Ehre, Benard Nsamba bei uns am Institut zu haben und ihn nicht nur in seinen wissenschaftlichen Bemühungen zu unterstützen, sondern auch darin, die Wissenschaft zu nutzen, um junge Menschen in Uganda zu erreichen. Wir hoffen, dass sein Beispiel viele zukünftige Wissenschaftler auf der ganzen Welt inspirieren wird!“  

 

Weitere Informationen

Das 'Branco Weiss Fellowship – Society in Science’ wurde 2002 gegründet, um Forschern in den Natur- und Ingenieurwissenschaften eine Plattform zu bieten, ihre wissenschaftliche Arbeit um spezifische soziale und kulturelle Fragen und Perspektiven zu erweitern. Das Stipendium wird heute von der ETH Zürich (Eidgenössische Technische Hochschule Zürich) verwaltet. Es wurde von dem 2010 verstorbenen Schweizer Unternehmer Dr. Branco Weiss initiiert und finanziert, um Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler nach ihrer Promotion und vor ihrer ersten festen Anstellung zu unterstützen, die eine originelle und unabhängige Forschungsidee entwickelt haben, die nicht in den Rahmen von Großforschungsprojekten fällt. Um sich für die prestigeträchtige Förderung zu qualifizieren, müssen die Kandidaten herausragende wissenschaftliche Leistungen nachweisen, aber auch soziales Engagement und kommunikative Fähigkeiten zeigen. In diesem Jahr gab es 470 Bewerbungen für das Branco-Weiss-Fellowship, aus denen acht Preisträger ausgewählt wurden.

Mehr Informationen finden Sie hier: www.brancoweissfellowship.org

Weitere interessante Beiträge

Zur Redakteursansicht