Hans-Thomas Janka erhält Karl-Schwarzschild-Medaille
Wie die Astronomische Gesellschaft heute bekannt gab, wird der MPA-Wissenschaftler Hans-Thomas Janka für herausragende Leistungen in der Astronomie in diesem Jahr mit der Karl-Schwarzschild-Medaille ausgezeichnet. Die renommierteste Auszeichnung in Deutschland würdigt seine Forschungen zum Kernkollaps-Supernova-Mechanismus, zur explosiven Nukleosynthese und zur Supernova-Neutrino-Physik.
Thomas Janka hat das theoretische Verständnis von Supernovaexplosionen durch die Entwicklung hydrodynamischer Neutrinostrahlungscodes für die Simulation dieser komplexen astrophysikalischen Phänomene erheblich vorangetrieben. Er hat im letzten Jahrzehnt wegweisende Beiträge zur Modellierung von Kernkollaps-Supernovae geleistet. Seine herausragenden, bahnbrechenden numerischen und theoretischen Arbeiten haben überzeugend gezeigt, dass der Neutrino-getriebene Explosionsmechanismus zu erfolgreichen Kernkollaps-Supernova-Explosionen in Übereinstimmung mit den Beobachtungen führen kann. Darüber hinaus hat er sehr wichtige Beiträge auf dem Gebiet der numerischen Modelle von Neutronensternverschmelzungen und Gammastrahlenausbrüchen geleistet.
Nach seinem Physik-Studium an der Technischen Universität München, promovierte Thomas Janka 1991 ebenfalls an der TUM zum Thema Neutrinotransport in Supernovae, was nach den Neutrinomessungen bei der Supernova 1987A ein Gebiet intensiver Forschung war. Nach seiner Postdoc-Stelle am Max-Planck-Institut für Astrophysik (MPA) und einem Forschungsaufenthalt an der Univ. Chicago (Truran, Turner) arbeitet er seit 1995 als Wissenschaftler am MPA und ist seit 2002 Privatdozent und seit 2016 außerordentlicher Professor an der Technischen Universität München. Zudem engagierte er sich als Teilbereichs- bzw. Projektleiter in zahlreichen Sonderforschungsbereichen bzw. Exzellenzinitiativen, zuletzt seit 2020 als Projektleiter im Exzellenzcluster „ORIGINS: Vom Ursprung des Universums bis zu den ersten Bausteinen des Lebens“.
Er ist seit 1986 Mitglied der Astronomischen Gesellschaft und wurde bereits mit mehreren Preisen geehrt, unter anderem 1991 mit der Otto-Hahn Medaille der Max-Planck-Gesellschaft, 2002 und 2013 mit der Goldenen Kreide für die beste Spezialvorlesung in Physik an der TUM und 2011 mit dem Hanno und Ruth Roelin-Preis für Wissenschaftspublizistik für sein Buch „Supernovae und kosmische Gammablitze“. 2013 erhielt er für seine Arbeiten zur dreidimensionalen Modellierung von Kernkollaps-Supernovae einen Advanced Grant vom Europäischen Forschungsrat. Die Möglichkeit, langfristig in seinem Gebiet mit Postdocs und Doktoranden zu forschen, verdankt er vor allem der kontinuierlichen Förderung durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft im Rahmen mehrerer Sonderforschungsbereiche.
Die Karl-Schwarzschild-Medaille, die Thomas Janka in diesem Jahr erhält, wird von der Astronomischen Gesellschaft an Astronominnen oder Astronomen von hohem wissenschaftlichen Rang verliehen. Die Verleihung ist verbunden mit der Karl-Schwarzschild-Vorlesung, die im Rahmen der wissenschaftlichen Jahrestagung vom 12. bis 16. September 2022 in Bremen stattfindet. Sie gilt als eine der höchsten Auszeichnungen in Astronomie in Deutschland und wird unabhängig von der Nationalität an Wissenschaftler aus dem In- und Ausland verliehen. Zu den vorherigen Preisträgern zählen unter anderem MPA-Gründungsdirektor Ludwig Biermann, der 1980 für seine Kometenforschung ausgezeichnet wurde, sein Nachfolger Rudolph Kippenhahn und der emeritierte MPA-Direktor Rashid Sunyaev.