Russischer Staatspreis für Rashid Sunyaev

19. Juni 2017
Professor Rashid Sunyaev, Direktor am Max-Planck-Institut für Astrophysik, erhielt im Juni den Staatspreis der Russischen Föderation in Wissenschaft und Technik gemeinsam mit Nikolay Shakura, Professor für Astrophysik an der Staatlichen Moskauer Universität, für ihre Veröffentlichung aus dem Jahre 1973 über "Black holes in binary systems. Observational appearance".

Jedes Jahr werden in Russland sieben Staatspreise vergeben, drei im Bereich Wissenschaft und Technik, drei in Literatur und Kunst und ein Preis für humanitäre Leistungen. Die Preisverleihung fand am 12. Juni in der Halle des Ordens des hl. Georg im Kreml-Palast statt und wurde vom russischen Präsidenten Vladimir Putin geleitet.

Rashid Sunyaev und Nikolay Shakura erhielten den Preis für ihre bahnbrechende Arbeit über die Theorie der Akkretion. Die Theorie der Akkretion auf Schwarze Löcher in einer Scheibe, die sie in den frühen 1970er Jahren entwickelt haben, entwickelte sich mittlerweile zur klassischen Beschreibung dafür, wie Masse in Doppelsternsystemen übertragen wird und wie Gravitationsenergie freigesetzt wird. Basierend auf der Annahme, dass die Strahlungseffizienz der Scheibe hoch ist und dass die turbulente und magnetische Viskosität den Hauptantriebsmechanismus für die Übertragung von Drehimpuls darstellen, wurde das selbstkonsistente Bild einer geometrisch dünnen Akkretionsscheibe entwickelt. Dies ist heute als "Standard Shakura-Sunyaev-Scheibe" oder "Shakura-Sunyaev-Alpha-Scheibe" bekannt, da die spezifische Form der Parametrisierung der Viskosität, die von Shakura und Sunyaev vorgeschlagen wurde, sich als besonders erfolgreich und effizient erwies.

Das klare und elegante anschauliche Bild erlaubte es ihnen, detaillierte Vorhersagen über die Form des ausgesandten Spektrums der Akkretionsscheibe zu formulieren, was einen direkten Vergleich mit Beobachtungen erlaubte. Sie sagten außerdem Phänomene wie die Bildung von Gasabflüssen im Regime der Super-Eddington-Akkretion oder die Möglichkeit ihrer Kollimation voraus. Somit war es eine perfekte und zeitgemäße Verknüpfung von theoretischer Vorhersage und den Möglichkeiten der Beobachtung.

Die meisten der bekannten Schwarzen Löcher wurden aufgrund von stark leuchtenden Scheiben um sie herum entdeckt. Die Theorie der geometrisch dünnen Akkretionsscheiben ist nicht nur für stellare Schwarze Löcher relevant, sondern kann auch direkt auf supermassereiche Schwarze Löcher in aktiven galaktischen Kernen (AGNs) angewendet werden, mit einer einfachen Skalierung aller wichtigen Parameter. Sie funktioniert zudem in Scheiben um Neutronensterne und weiße Zwerge sowie in protoplanetaren Scheiben um junge Sterne.

Die moderne Theorie der Akkretion entwickelt sich immer weiter, da viele Fragen noch unbeantwortet sind. Die "Standard-Shakura-Sunyaev-Scheibe" allerdings bleibt einer der Eckpfeiler der Theorie. Mit mehr als 8020 Zitierungen ist die bahnbrechende Veröffentlichung über Schwarze Löcher in binären Systemen von N. Shakura und R. Sunyaev die am häufigsten zitierte Arbeit in der theoretischen Astrophysik laut der NASA ADS Astronomy and Astrophysics Datenbank, in der mehr als drei Millionen wissenschaftlicher Publikationen aufgeführt sind.

Video der Preiszeremonie

(mit englischen Untertiteln)
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