Ferne Galaxien und ihre kosmische Umgebung: Botschaften aus der Hauptepoche der Sternentstehung
mit Professorin Alice Shapley, UCLA, Abt. Physik und Astronomie
Die Entstehung und Entwicklung von Galaxien zu verstehen bleibt eine der großen Herausforderungen der modernen Kosmologie. Zu den wichtigsten noch offenen Fragen gehören: Welche physikalischen Prozesse treiben die Entstehung von Sternen in einzelnen Galaxien voran? Wie tauschen Galaxien Materie und Energie mit ihrer intergalaktischen Umgebung aus? Wie fügt sich die beeindruckende Vielfalt der galaktischen Strukturen, die wir heute beobachten, zusammen? Wie beeinflussen supermassereiche Schwarze Löcher die Entwicklung ihrer Wirtsgalaxien? Und wie bauen sich großräumige Strukturen von Galaxien über die gesamte kosmische Zeit hinweg auf? Professorin Alice Shapley ist Expertin für die Entstehung und Entwicklung von Galaxien im frühen Universum. In den Biermann-Vorträgen 2018 wird sie versuchen, diese wichtigen Fragen der Galaxienentstehung mit neuen Ergebnissen von leistungsstarken Teleskopen auf der Erde und im Weltall zu beantworten.
Die heutigen Galaxien sind relativ ruhig. In unserer Milchstraße beispielsweise werden im Durchschnitt nur drei Sterne pro Jahr geboren. Während der Hochphase der kosmischen Sternentstehung vor etwa 10 Milliarden Jahren war die Rate der Sternentstehung in einer typischen Galaxie jedoch um mehr als eine Größenordnung höher, und viele der Muster, die wir heute in der Galaxienpopulation beobachten, waren noch nicht vorhanden. Basierend auf Bildern und Spektren von heutigen, leistungsstarken Teleskopen können Astronomen diese entfernten Galaxien und ihre Umgebung genauer untersuchen als je zuvor. In den Biermann-Vorträgen 2018 wird Alice Shapley erklären, was wir über ferne Galaxien wissen, die während der Hauptepoche der Sternentstehung beobachtet werden, und was diese Galaxien uns über den noch früheren kosmischen Phasenübergang, bekannt als Reionisation, und die Entwicklung der großräumigen Strukturen im Universum verraten können.
Alice Shapleys Hauptinteresse gilt der Frage, wie Galaxien entstehen, sich entwickeln und mit ihrer intergalaktischen Umgebung im Laufe der kosmischen Entwicklung interagieren. Sie benutzt Teleskope sowohl auf der Erde als auch im Weltraum, um Bilder und Spektren von extrem fernen Galaxien zu sammeln. Kürzlich hat sie mit dem MOSFIRE-Nahinfrarotspektrographen am Keck-Teleskop eine große Studie der (im Ruhesystem) optischen Spektren einer statistischen Auswahl entfernter Galaxien durchgeführt. Derzeit leitet sie ein großes Beobachtungsprogramm mit dem Hubble-Weltraumteleskop, um den Beitrag von Galaxien mit Sternentstehung zur kosmischen Reionisation einzuschränken.
Nach dem Studium der Astronomie, Astrophysik und Physik an der Harvard-Radcliffe University promovierte Alice Shapley 2003 am California Institute of Technology mit einer Arbeit mit dem Titel "Detailed Astrophysical Properties of Lyman Break Galaxies". Sie war Miller Postdoctoral Fellow an der University of California, Berkeley, Assistant Professor am Department of Astrophysical Sciences an der Princeton University und ist jetzt Professorin am Department of Physics and Astronomy an der University of California, Los Angeles. Sie hat viele Auszeichnungen für ihre Forschung erhalten, darunter Sloan und Packard Fellowships und die Aaronson Memorial Lectureship.
Allgemeiner Titel
"New Probes of Distant Galaxies and Their Cosmic Environments During the Peak Epoch of Star Formation"
Donnerstag, 5. Juli (erster Vortrag):
"Insights into the Physical Properties of Galaxies at High Redshift"
Donnerstag, 12. Juli (zweiter Vortrag):
"The Search for Ionizing Radiation at High Redshift"
Donnerstag, 19. Juli (letzter Vortrag):
"Tracing the Formation of Large-scale Structure in an Exceptional Distant Proto-Cluster"
Alle Vorträge beginnen um 15:30 Uhr am MPA (Großer Seminarraum E.0.11), vorher gibt es die Möglichkeit sich um 15:15 bei Tee, Kaffee und Keksen zu treffen.