Biermann-Vorträge 2017: Fusion von Neutronensternen und Gravitationswellen

4. September 2017
Gravitationswellen sind seit ihrer Entdeckung durch LIGO im Jahr 2015 ein top aktuelles Thema in der Astrophysik. Damit sind auch ihre möglichen Vorläufer im Fokus der Forschung – allgemein relativistische Forschung, da es sich bei diesen Objekten entweder um Schwarze Löcher oder Neutronensterne handelt. Der Biermann-Dozent 2017, Masaru Shibata von der Kyoto-Universität, nutzt numerische Simulationen und die allgemeine Relativitätstheorie (kurz „numerische Relativität“), um die Fusion dieser extremen Objekte zu untersuchen und die Eigenschaften der elektromagnetischen Strahlung und der Gravitationswellen vorherzusgen, die bei diesen Ereignissen emittiert werden.

Die Entstehung von Neutronensternen und Schwarzen Löchern oder auch ihre Verschmelzung in Doppelsternsystemen ist nur schwer direkt mit physikalischen Grundgesetzen zu rekonstruieren, weil man nicht nur die Einstein‘sche Gleichung, sondern auch die Bewegungsgleichungen für die betreffende Materie vollständig lösen muss. Aufgrund der Komplexität der mathematischen Formeln – nichtlineare, partielle Differentialgleichungen – müssen die Theoretiker auf numerische Simulationen und Hochleistungsrechner zurückgreifen. Masaru Shibata arbeitet seit vielen Jahren in diesem Bereich und entwickelt numerische Simulationen für eine Reihe von astrophysikalischen Prozessen wie die Verschmelzung von Neutronensternen oder einem Neutronenstern und einem Schwarzen Loch in Doppelsternsystemen, sowie die Entstehung von Schwarzen Löchern. In seinen Biermann-Vorträgen am MPA wird er eine Einführung in dieses Feld geben und erklären, wie Gravitationswellen und elektromagnetische Strahlung bei diesen Ereignissen vorhergesagt werden können.

Masaru Shibata erhielt seinen Doktortitel von der Kyoto Universität im Jahr 1994 und arbeitete als Assistenzprofessor an der Osaka Universität bis 2000. Nach einem kurzen Aufenthalt an der Universität von Illinois in Urbana-Champaign kehrte er nach Japan und die Universität von Tokyo zurück; 2009 wurde er Professor am Yukawa Institut für Theoretische Physik, Universität Kyoto. Er erhielt 2008 den Preis der Physikalischen Gesellschaft Japans für eine herausragende wissenschaftliche Veröffentlichung, den Preis der Japanischen Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaft im Jahr 2010 und wurde 2013 Mitglied der Internationalen Gesellschaft für Allgemeine Relativität und Gravitation. Obwohl Masaru Shibata an ähnlichen Themen arbeitet wie Forscher am MPA, hat er das Institut noch nie besucht. Sein Aufenthalt als Biermann-Dozent bietet daher Möglichkeiten für interessante Diskussionen mit seinen Kollegen in Garching.

Biermann Vorträge 2017

Professor Masaru Shibata (Universität Kyoto)

 

Allgemeiner Titel

"Neutron-star mergers and gravitational waves"

 

Dienstag, 10. Oktober (erste Vorlesung):

"Coalescences of neutron-star binaries"

 

Dienstag, 17. Oktober (zweite Vorlesung):

"Gravitational waves from neutron-star binaries and constraining neutron-star equation of state"

 

Dienstag, 24. Oktober (letzte Vorlesung):

"Mass ejection and electromagnetic counterparts from neutron-star mergers"

 

Alle Vorträge beginnen um 15:30 Uhr am MPA (Großer Seminarraum E.0.11), vorher gibt es die Möglichkeit sich um 15:15 bei Tee, Kaffee und Keksen zu treffen.

 

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