"Mit seinen neun Frequenzkanälen ist Planck bestens dafür geeignet, um das kosmologische Signal und die Vordergrundstrahlung zu entwirren. Allerdings müssen wir bei der Analyse der Daten sehr vorsichtig sein", erklärt Torsten Enßlin, Leiter des Planck Software-Teams am Max-Planck-Institut für Astrophysik. "Unsere Ergebnisse zeigen, dass der Beitrag von Staub in unserer Milchstraße über den gesamten Himmel hinweg signifikant ist - damit werden alle früheren Hoffnungen zunichtegemacht, dass einige Bereiche sauber genug sein könnten, um einen direkten Blick auf das frühe Universum zu erhaschen. Das polarisierte Licht des Staubes zeichnet die galaktischen Magnetfeldlinien mit einer fantastischen Detailtreue nach und ermöglicht bisher ungeahnte Einblicke in Wetterphänomene in unserer Milchstrasse."
Die Daten lieferten auch wichtige neue Einblicke in den frühen Kosmos und seine Bestandteile, einschließlich der faszinierenden dunklen Materie und der schwer fassbaren Neutrinos; auch diese Ergebnisse werden in den heute veröffentlichten Arbeiten beschrieben. Selbst die noch frühere Geschichte des Kosmos kann mit den Planckdaten eruiert werden, bis zurück zur Phase der Inflation - einer kurzen Zeit der beschleunigten Expansion, als das Universum gerade erst einen winzigen Bruchteil einer Sekunde alt war. Als ultimative Signatur dieser Epoche suchen die Astronomen nach Hinweisen auf Gravitationswellen, die durch die Inflation ausgelöst wurden und später die Polarisation des CMB prägten.
Frühere Berichte über einen direkten Nachweis dieses Signals mussten angesichts der Planckkarten des polarisierten Lichtes revidiert werden, wie letzte Woche berichtet. Kombiniert man allerdings die neuesten Planck-Daten mit neuen Ergebnissen von anderen Experimenten, so können die Grenzwerte für diese primordialen Gravitationswellen noch genauer bestimmt werden. Die neuen Obergrenzen sind bereits in der Lage einige Inflationsmodelle auszuschließen.
Hinweise:
Eine Reihe von wissenschaftlichen Arbeiten, die die neuen Ergebnisse beschreiben, wurde am 5. Februar veröffentlicht. Sie können hier heruntergeladen werden.
Die neuen Ergebnisse von Planck basieren auf kompletten Himmelskarten erstellt von 2009 bis 2013. Neue Daten, einschließlich der CMB-Temperaturkarten in allen neun Frequenzbändern von Planck und die beobachteten Polarisationskarten in vier Frequenzen (30, 44, 70 und 353 GHz), werden ebenfalls heute veröffentlicht.
Mehr über Planck
Planck wurde 2009 gestartet, um den gesamten Himmel mit zwei hochmodernen Geräten in neun Frequenzen zu vermessen: das LFI (Low Frequency Instrument) enthält drei Frequenzbänder im Bereich von 30 bis 70 GHz, und das HFI (High Frequency Instrument) umfasst sechs Frequenzbänder im Bereich von 100 bis 857 GHz.
HFI beendete seine Aufnahmen im Januar 2012, während LFI weiterhin bis zum 3. Oktober 2013 wissenschaftliche Beobachtungen machte, bevor es am 19. Oktober 2013 ausgeschaltet wurde. Sieben der neun Frequenzkanäle von Planck wurden mit polarisationsempfindlichen Detektoren ausgestattet.
Die Planck Science Collaboration besteht aus allen Wissenschaftlern, die zur Entwicklung der Mission beigetragen haben, und die jetzt an der wissenschaftlichen Auswertung der Daten (während der proprietären Zeit) beteiligt sind. Diese Wissenschaftler sind Mitglieder einer oder mehr der vier Konsortien: das LFI-Konsortium, das HFI-Konsortium, das DK-Planck-Konsortium und das Planck-Wissenschaftsbüro der ESA. Die beiden Datenverarbeitungszentren für Planck unter europäischer Führung befinden sich in Paris und Triest.
Die LFI-Konsortium wird geleitet von N. Mandolesi, Università degli Studi di Ferrara, Italien, (stellvertretender PI: M. Bersanelli, Università degli Studi di Milano, Italien) und war verantwortlich für die Entwicklung und den Betrieb von LFI. Das HFI-Konsortium wird geleitet von J.L. Puget, Institut d'Astrophysique Spatiale in Orsay, Frankreich (stellvertretender PI: F. Bouchet, Institut d'Astrophysique de Paris, Frankreich) und war verantwortlich für die Entwicklung und den Betrieb von HFI.
Kontakt:
Prof. Simon White
Direktor
Max-Planck-Institut für Astrophysik
Tel: +49 89 30000-2211
E-mail: swhite(a)mpa-garching.mpg.de
Dr. Torsten Enßlin
Max-Planck-Institut für Astrophysik
Tel.: +49 89 30000-2243
email: tensslin(a)mpa-garching.mpg.de
Dr. Hannelore Hämmerle
Pressesprecherin
Max-Planck-Institut für Astrophysik
Tel. +49 89 30000-3980
E-mail: pr(a)mpa-garching.mpg.de
Links:
Vollständige ESA Pressemitteilung: Planck reveals first stars were born late
Wissenschaftliche Arbeiten, die die neuen Ergebnisse beschreiben.