Biermann-Vorträge 2021: Schnelle Radiobursts und Magnetare

Von Prof. Victoria Kaspi, McGill University in Montréal, Canada

19. November 2021

Schnelle Radiobursts sind ein mysteriöses, erst vor kurzem anerkanntes Phänomen, bei dem uns kurze Ausbrüche von Radiowellen von weit außerhalb unserer Milchstraße erreichen. Ihr Ursprung ist derzeit noch unbekannt. Eines der führenden Modelle besagt, dass es sich dabei um Magnetare handelt – junge, aktive Neutronensterne mit den stärksten bekannten Magnetfeldern im Universum. Im Rahmen der diesjährigen Biermann-Vorträge wird Victoria Kaspi von der McGill University in Montréal, Kanada, über „The Case for and Against Fast Radio Bursts as Magnetars“ sprechen.

Als Professorin für Physik an der McGill University und Direktorin des McGill Space Institute konzentriert sich Victoria Kaspi in ihrer Forschung auf Beobachtungen von schnellen Radiobursts (engl. Fast Radio Burst, FRB) und Neutronensternen. Sie hat viele neue Pulsare – schnell rotierende Neutronensterne – entdeckt, und ihre Forschung hat unser Verständnis der Struktur von Magnetaren – Neutronensternen mit einem extrem starken Magnetfeld – verbessert.

Derzeit konzentriert sich ihre Forschung auf FRBs, wofür sie das neuartige CHIME-Teleskop (The Canadian Hydrogen Intensity Mapping Experiment) nutzt, das gerade in Penticton, British Columbia, gebaut wurde. Ihr Ziel: Hunderte von Fast Radio Bursts zu entdecken. Das CHIME/FRB-Team besteht aus fast 100 Studenten, Postdocs, Wissenschaftlern und Experten, die das Instrument, die Software-Pipelines und die Datenvisualisierungstools entwickelt haben. So kann die CHIME-Eingangsdatenrate von 13 Terabit/Sekunde in Echtzeit verarbeitet werden, um nach FRBs zu suchen, sowie an AstronomInnen weltweit FRB-Warnungen nahezu in Echtzeit herausgegeben werden. Bisher wurden von CHIME/FRB unter anderem bereits Dutzende von sich wiederholenden FRBs entdeckt, der erste große FRB-Katalog mit über 500 Ereignissen erstellt, sowie ein leuchtstarker Radioburst von einem Magnetar in unserer eigenen Galaxie nachgewiesen – ein Beweis dafür, dass Magnetare zu FRB-ähnlicher Emission fähig sind.

Victoria Kaspi studierte Physik in McGill und Princeton, wo sie 1993 unter der Leitung von Joseph Taylor (Nobelpreis für Physik 1993 für die Entdeckung des ersten Pulsar-Doppelsternsystems) promovierte. Nach Postdoc-Stellen am California Institute of Technology, am Jet Propulsion Laboratory und am Massachusetts Institute of Technology nahm sie 1999 eine Stelle als Dozentin in McGill an. Seit 2015 ist sie Direktorin des McGill Space Institute. Kaspi hat zahlreiche Auszeichnungen erhalten, darunter die Rutherford Medal in Physics der Royal Society of Canada im Jahr 2007, den NSERC John C. Polanyi Award im Jahr 2010 und die NSERC Gerhard Herzberg Gold Medal for Science and Engineering im Jahr 2016, die Queen Elizabeth II Diamond Jubilee Medal im Jahr 2013 und dieses Jahr den Shaw Prize. Im Jahr 2019 wurde sie von Nature als eine der „Top 10 People Who Mattered in Science“ ausgezeichnet.

Im Rahmen der diesjährigen Biermann-Vorlesungen wird Victoria Kaspi über "The Case for and Against Fast Radio Bursts as Magnetars" sprechen. Während sie in den ersten beiden Vorlesungen jeweils die Terminologie, die physikalischen Grundlagen und die Phänomenologie von Magnetaren und Fast Radio Bursts vorstellt, wird sie in ihrer letzten Vorlesung ein mögliches FRB-Modell sowie Magnetare und die Beweise für und gegen diese Assoziation eingehender betrachten.

 

Biermann-Vorträge

The Case for and Against Fast Radio Bursts as Magnetars

Dienstag, 23. November, 15:30 

Magnetars

Dienstag, 30. November, 15:30

Fast Radio Bursts

Dienstag, 7. Dezember, 15:30

The Case for and Against Fast Radio Bursts as Magnetars

 

Aufgrund der COVID-Situation werden die Biermann-Vorlesungen 2021 online stattfinden. Wenn Sie Interesse an einer Teilnahme haben, wenden Sie sich bitte an Maria Depner maria@MPA-Garching.MPG.DE 

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